Verabschiedung von Aldo Elsener als Verwaltungsgerichtspräsident
22. März 2024 – Abschiedsrede Verwaltungsgerichtspräsident Aldo Elsener
Geschätzter Kantonsratspräsident, Werte Regierungsratsmitglieder, Liebe Kolleginnen und Kollegen und ganz herzlich willkommen im Rat Herr Verwaltungsgerichtspräsident Aldo Elsener
Einen Gerichtspräsidenten zu verabschieden, gehört wohl zu den höchsten Ehren, die einem Mitglied dieses Rates zugeteilt werden kann. Ich danke dafür.
Der Respekt ist gross, eine Persönlichkeit des Kalibers Aldo Elsener, der 35 Jahre der Zuger Justiz diente – so lange bin ich nicht einmal auf der Welt – ehrenvoll zu würdigen. Wir beide haben auf den ersten Blick, ausser der Parteizugehörigkeit, nicht viel gemeinsam. Gut, wenn wir uns nebeneinander hinstellen, dann sehen wir beide etwas mager – oder netter ausgedrückt, schlank und zierlich – aus. Wie Aldo, wünschte ich mir früher immer viel stärker und muskulöser zu sein. Aber auch unsere gemeinsame Liebe zum Essen, vor allem zur italienischen Küche, half da nicht weiter. Bei mir reichte es bislang nur zum Kosenamen «angezogene Fischerrute». Und wie kann es anders sein, bei einer Persönlichkeit in der Natur von Aldo Elsener musste natürlich ein imposanterer Name her. Sein Onkel Cesi Canepa, ehemaliger Kantonsrat und Elektrounternehmer aus Cham, nannte ihn stets den «Bleistift Gottes».
Den gespitzten Bleistift brauchte Aldo Elsener auch stets in seiner Karriere, um seine positiven Spuren zu hinterlassen. Sein Vorgänger, alt-Verwaltungsgerichtspräsident, Peter Bellwald sagt über ihn: «Schon während des Praktikums zeigte sich, dass Aldo Elsener ein sehr intelligenter und effizienter Jurist war, den wir dann umgehend, ab 1. Dezember 1988 als Gerichtsschreiber engagierten.» Wenn sie heute das Verwaltungsgericht anschauen und wenn sie daran denken, dass das Verwaltungsgericht bald einen neuen, ehrenvollen und sehr würdigen Standort im denkmalgeschützten Theilerhaus erhält, dann können sie sich kaum vorstellen, wie das Verwaltungsgericht bei Arbeitsantritt von Aldo Elsener aufgestellt war. Damals hauste das Verwaltungsgericht in zwei 3-Zimmer-Wohnungen an der Schmidgasse in Zug. Heute unvorstellbar. Ebenfalls kaum vorstellbar, wie das damalige Team, bestehend aus zwei Gerichtsschreibern, zwei Sekretärinnen und einem vollamtlichen Richter, so effizient hunderte Fälle bearbeiten konnte.
Dass Aldo Elsener ein Ausnahmetalent sei, zeigte sich bereits an der Kantonsschule Zug. Er wurde damals für die beste Matur ausgezeichnet. Ein paar Jahre zuvor in der Primarschule, durfte er seinen ersten richtigen Schulaufsatz zum Thema «Mein Berufswunsch» verfassen. Aldos Berufswunsch war nicht etwa Jurist, Richter, Pilot oder Popstar. Er wurde bekanntlich auch nicht Arzt, obwohl er sich sehr für die Medizin interessiert und sein Berufsberater ihm damals das Medizinstudium empfahl. Nein, Aldo hatte einen ganz speziellen Traumberuf, er wollte ä Clown wärdä, ein Spassmacher, ein Narr. So wie ich Aldo in den letzten Jahren kennenlernen durfte ist er alles andere als ein Clown. Er hat zwar eine sehr humorvolle Art und ist stets positiv eingestellt, doch gilt Aldo eher als eine ruhige, bescheidene, diskrete und sehr korrekte Persönlichkeit. Ich habe dann trotzdem nach dem Berufsprofil seines ursprünglichen Traumberufs gegoogelt und, widererwarten, auch übereinstimmende Eigenschaften gefunden, die ihn als Juristen und Menschen auszeichnen. Ein Clown versteht es, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Mit seiner Empathie fühlt er, was sein gegenüber braucht. Und diese Eigenschaften beherrscht auch Aldo Elsener. Bei seiner Antrittsrede als Verwaltungsgerichtspräsident sagte er: «Ich werde mich anstrengen, das Amt mit Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit auszuüben. Das Verwaltungsgericht ist für die Bürgerinnen und Bürger da.» Aldo versuchte immer den Menschen hinter den Fällen zu sehen, selbst wenn er ihn zuerst suchen musste. Es ist wichtig, über die juristischen Argumente hinaus zu sehen und Zusammenhänge zu erkennen, die entscheidend für das Verständnis der Gründe und der Dynamik eines Rechtsstreits sein können. Neben dem juristischen Wissen bringt Aldo also auch die grosse Persönlichkeit mit, um mit Herz und Verstand ein demokratisch, legitimiertes und hoch professionelles Urteil auszusprechen.