Wirtschaftlichen und ökologischen Aufbruch verbinden
29. Mai 2020
Nach dem Lockdown: Wirtschaftlichen und ökologischen Aufbruch verbinden
Das Ende des Lockdowns ist in Sicht. Wir gehen Schritt für Schritt zurück in die Normalität. Oder wir versuchen es zumindest. Trotzdem hoffe ich, dass die neue Sicht auf das Leben nicht komplett verloren gehen. Für mich war das beispielweise die Entschleunigung. Kein hastiges Aufstehen, auf den Bus, auf den Zug ins Büro. Keine Sitzungen am Abend (wovon es für Politikerinnen und Politiker einige gibt), und danach für Familie und Beruf noch den nächsten Tag vorbereiten. Es blieb viel Zeit für die Familie, wenn auch teilweise aus der Distanz. Eine Folge davon: Unser kleiner Sohn sagt unseren Mobiltelefonen nicht «Telefon», sondern den Namen der jeweiligen Grosseltern…
Eine andere wichtige Erkenntnis: Die Natur ist zurück. Weg war sie natürlich nie, aber man hört und sieht sie wieder. Frühmorgens werde ich nicht mehr vom 6-Uhr-Brummer im Südanflug nach Zürich sondern von Vogelgezwitscher (also nicht vom digitalen) geweckt. Tagsüber ist am Himmel ein reines Blau zu sehen, die Luft ist sauber und in Bildern aus Nah und Fern sieht man die ökologisch positiven Auswirkungen des Lockdowns.
Selbstverständlich, es war und ist brutal, wie grosse Zweige der Wirtschaft von einem Tag auf den anderen quasi in sich zusammengebrochen sind. Dass der Ruf nach finanzieller Unterstützung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, für Selbständigerwerbende, für die Kinderbetreuung kommt, ist klar und muss auch gehört werden. Was ich aber vermeiden will, ist, dass der Staat zur Vollkasko-Versicherung wird.
Es gab schon immer Krisen, wenn auch vielleicht nicht in dieser plötzlichen Wucht, und jedes Mal haben sie in Wirtschaft und Gesellschaft eine Innovationskraft an den Tag gelegt, die ihresgleichen sucht. Deshalb müssen wir nach der ersten Corona-Hilfe in einen Modus übergehen, der die Wirtschaft beim künftigen Wandel nicht nur finanziell unterstützt, sondern sie auf ökologische Ziele verpflichtet. Es geht mir dabei nicht um Verbote, sondern um technologischen Wandel und entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen.
Die Ziele des Bundes sind ambitiös (Netto-Null bis 2050). Aktuelle Erhebungen gehen davon aus, dass durch den Lockdown die Treibhausgas-Emissionen 2020 weltweit knapp über die Zielwerte von 2030 zu liegen kommen werden. Das ist auf die eine Seite positiv, da es also machbar ist. Auf die andere Seite zeigt es, dass die Wirtschaft noch einen weiten Weg zu gehen hat, um den Wandel auch ökonomisch wertvoll zu gestalten.
Es ist an der Zeit, dass sich die Zuger Politik zu einer wirtschaftlich UND ökologisch prosperierenden Region bekennt. Für mich sind das keine Gegensätze. Ich glaube an die Innovationskraft unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Wir haben es in den letzten Wochen gesehen. Und wenn es eine Region schaffen kann, dann ist es der Kanton Zug mit seinen urbanen und gleichzeitig ländlichen Einflüssen und namhaften angesiedelten Technologieclustern. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Regierung, die im aktuellen Notstand sehr gut agiert und innovative Lösungen für die wirtschaftliche und soziale Abfederung der Krise gefunden hat, auch für die ökologische Entwicklung gute Rahmenbedingungen schaffen kann.
Damit die Rückkehr der Natur eben nicht nur eine schöne Erinnerung an den Lockdown, sondern eine Tatsache bleibt.