Taktik vor Offenheit?
25. September 2019
Wenn man das Plakat von Ständeratskandidat Heinz Tännler sieht, weiss man nicht, welcher Partei er angehört. Es ist die SVP, die auch im Kanton Zug Plakate aufhängen lässt, auf denen die andern Parteien als Würmer dargestellt werden. Der Fraktionschef und Nationalrat aus dem Kanton Zug dieser Partei musste in einer TV Sendung sagen, dass er nicht gewusst habe, dass die Nazis auch eine solche Bildsprache verwendet hatten. Es klang wie eine Entschuldigung. Die Plakate bleiben trotzdem hängen. Die SVP bringt eine Initiative, die die Kündigung der Bilateralen zur Folge hat. In einer Sonntagszeitung sagte der SVP Kandidat Heinz Tännler am 4. August zu dieser SVP-Initiative: Sie «bedroht die für den Wohlstand der Schweiz nicht unwesentlichen Bilateralen Verträge.» Tännler findet es «irritierend, das Verhältnis zur EU ausgerechnet jetzt zu belasten.». Er sagt sogar: «Anders als meine Partei bin ich der Meinung, dass wir ein Rahmenabkommen brauchen.» Und er findet, wie die CVP, dass es noch starke Verbesserungen brauche, insbesondere bei der Beilegung von Streitigkeiten, wo die EU nicht einseitig bestimmen dürfe. Damit distanziert sich Heinz Tännler deutlich von seiner Partei, der SVP, in einer Frage, die zu den wichtigsten «seiner» Partei gehört. Wenn man das liest, versteht man, warum Heinz Tännler seine SVP nicht auf den Plakaten zeigen will. Es bleibt offen, ob er als Ständerat das auch so halten wird: Parteimitglied sein, wenn es nützt, sich distanzieren, wenn es besser scheint. Aber die Zuger Wählerinnen und Wähler sollen vor den Wahlen wissen, dass Heinz Tännler der Ständeratskandidat der SVP ist, auch wenn er der eigenen Partei öffentlich attestiert, den Wohlstand der Schweiz aufs Spiel zu setzen.
Raphael Roschy, Zug
(Zuger Woche vom Mittwoch, 25. September 2019, Seite 2)