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Mit kühlem Kopf und gutem Gewissen gegen Moralapostel

21. November 2020

Selten gingen die Wogen in einem Abstimmungskampf so hoch wie bei der Volksinitiative «für verantwortungsvolle Unternehmen – zum Schutz von Mensch und Umwelt» (UVI). Dabei sind sich Befürworter und Gegner im Grundsatz einig. Schweizer Unternehmen sollen überall, wo sie tätig sind, Menschenrechte respektieren und den Umweltschutz beachten. Gestritten wird über den richtigen Weg, damit diesem Grundsatz nachgelebt wird – und das mit harten Bandagen. Dabei setzen die Befürworter voll auf Emotionen und entsprechende Werbesujets. Die Kampagne der Befürworter zielt mit ihren düsteren Bildmontagen auf ein schlechtes Gewissen ab, damit wir den Verstand ausschalten und spontan Ja stimmen. Verstärkt wird dieser Gesinnungsterror durch eine entsprechende Rhetorik. Seit Jahren setzen die Initianten auf einen giftigen und verunglimpfenden Ton. Statt von Unternehmen reden sie über «skrupellose Grosskonzerne», die erst «anständig wirtschaften», wenn die Initiative angenommen wird. Gegner der Initiative werden explizit als «Halunken» und/oder implizit als schlechte Christen dargestellt.

Das hält mich nicht davon ab, am aus tiefster Überzeugung Nein zu stimmen. Wer Nein sagt, ist weder ein Menschenverachter noch ein Umweltsünder. Wer Nein sagt, handelt verantwortungsvoll, weil er oder sie die Risiken und Nebenwirkungen der UVI ernst nimmt und deren gravierende Folgen bedenkt. Neben der Tatsache, dass wir unser bewährtes Rechtssystem auf den Kopf stellen und uns hochmütig in die Rechtsprechung anderer Länder einmischen, stört mich an der UVI der konfrontative Geist. Mit einer weltweit einzigartigen Haftungsmechanik leisten wir einer Verdächtigungs- und Klagewut Vorschub, die weder den Menschen noch der Umwelt in fernen Ländern nützen. Der UVI-Gegenvorschlag, der bei einem Nein automatisch gilt, ist besser. Damit bewegt sich die Schweiz international auf Augenhöhe mit anderen verantwortungsbewussten Staaten und tut mehr für eine praktikable Corporate Social Responsibility als es die Initiative.

Kolumne in der Zuger Woche vom 25. N0vember 2020