Ein politisches Lehrstück
25. Februar 2017
An der nächsten Kantonsratssitzung geht es um die Förderung von Schweizer Holz. Holz ist ein wunderbarer Rohstoff, der sich vielfältig nutzen lässt. Die Holzgewinnung aus Schweizer Wäldern ist in den letzten Jahren aufwändiger geworden. Der Wald muss, politisch gewollt, immer vielfältigeren, zum Teil divergierenden Bedürfnissen Rechnung tragen (Naturschutz, Biodiversität, Energie, Freizeit etc.). Das verteuert die Holzgewinnung. Da der Holzmarkt global geworden ist und im Ausland, vor allem in Skandinavien und in Osteuropa, viel effizienter geholzt werden kann, hat es das hochpreisige Schweizer Holz schwer. Der Ruf der Waldwirtschaft nach Massnahmen ist daher nachvollziehbar. Ich könnte mir solche auch durchaus vorstellen.
Dieser schwierigen Situation Rechnung tragend forderten drei bürgerliche Kantonsräte vor einiger Zeit eine Anpassung des Waldgesetzes. Zum einen verlangten sie die Förderung von Schweizer Holz ganz allgemein, wobei sie nicht spezifizierten, wie dies geschehen soll. Zum anderen forderten sie, dass der Kanton und die Gemeinden, wenn sie selber bauen, zwingend einen Holzbau prüfen müssen. Dass das Holz für den Bau aus Schweizer Wäldern stammen müsste, verlangten sie wohlweislich nicht, denn das liesse das Kartellrecht nicht zu.
Der Vorstoss passierte alle parlamentarischen Hürden. Nun liegt ein regierungsrätlicher Antrag vor. Der Regierungsrat unterstützt das Anliegen der Motionäre. Die Begründung liest sich wie ein ökonomisches Schauermärchen: Der Holzbau sei gegenüber der Massivbauweise „stark untervertreten“.
„So, so!“, werden sich die Lieferanten von Kalksandstein – ein einheimisches Nischen-Bauprodukt mit unbestrittenen Qualitäten – denken, wenn sie all die Beton- und Backsteinbauten im Lande betrachten.
Wenn man mehr Holz aus Zuger Wäldern verbauen könne, würden die Nachfrage nach Holz und damit die Holzpreise wieder steigen. Als ob der globale Holzpreis reagieren würde, wenn in Zug ein paar m3 Holz mehr verbaut würden! Ob überhaupt genügend Holz aus Zuger Wäldern für den Bau verwendet werden könnte, lässt sich dem Bericht des Regierungsrates nicht entnehmen. Hingegen wissen wir nun, dass es Aufgabe des Staats ist, die Nachteile der Holzbauweise – sie manifestieren sich in der frühen Planungsphase –
auszugleichen. Ob sich der Regierungsrat auch für die einheimische Ziegelindustrie einsetzen würde, die wegen der erhöhten Anforderungen an die Erdbebensicherheit mit ihren Backsteinen unter Druck geraten ist?
Doch das Beste zuletzt: Die vorgeschlagene Holzförderung kostet nichts! Vermutlich wird das benötigte Informationsmaterial für die Sensibilisierungskampagne nach Trump’schem Muster von Mexiko bezahlt. Und die Mitarbeitenden des Hochbauamts werden die Holzbau-Projekte künftig ohnehin gratis in ihrer Freizeit prüfen. Das dürfte die Chefs der Holzbau-Branche, von denen sich die meisten wohl als liberal bezeichnen, freuen.
Familiär bedingt zähle ich mich durchaus zu den „Hölzigen“. Wenn ich jedoch merke, dass in der Politik mit Heimatschutz- oder anderen diffusen Argumenten wirtschaftliche Interessen durchgesetzt werden sollen, kutzelt dies mein ordnungspolitisches Gewissen. Anstatt die Ursachen für den hohen Schweizer Holzpreis anzugehen, verlangt man staatliche Förderung. Und um die Förderung etwas griffiger zu machen, ist man bereit, den Staatsapparat zu beschäftigen. Und wenn man merkt, dass der Staatsapparat teuer geworden ist, profiliert man sich als knallharter Sparer. So funktioniert Politik. Leider!