WEF, Eitelkeiten, und Ironien der Geschichte
24. Januar 2018
Es kann sein, dass mir deshalb das WEF nicht so sympathisch ist. Selbstverständlich anerkenne ich den wirtschaftlichen Nutzen dieser privaten Veranstaltung: Ausgebuchte Hotels, die Schweiz und Davos als Bühne für die sogenannten „Eliten“, „Leaders“ und Politiker. Dass jeweils die Mehrheit unseres Bundesrats ebenfalls diese private Veranstaltung zu beehren müssen glaubt, habe ich nie ganz begriffen. Aber wenn‘s dem Lande tatsächlich nützt, sei’s drum. Davon geht die Schweiz nicht unter, wird aber auch kaum besser.
Das WEF bietet ab und zu eine Bühne für historische Ironie. Beim letzten Treffen stand der chinesische Staatschef Xi Jinping im Fokus. Er pries den internationalen freien Handel. Und forderte den neu gewählten amerikanischen Präsidenten auf, seine protektionistischen Wahlversprechen nicht umzusetzen. Trump liess sich davon nicht beeindrucken, sondern begann seine wirtschaftspatriotische Politik. Der mächtigste Kommunist der Welt fordert globalen Kapitalismus. Der mächtigste Kapitalist der Welt fordert die nationale Zähmung des Markts mit staatlichen Massnahmen. Und beide machen sie zu Hause auch das Gegenteil dessen, was sie öffentlich von der Welt fordern.
Die WEF Organisatoren liessen auch schon einmal durchblicken, dass ein Umzug nach New York oder anderswohin denkbar wäre, wenn ihnen Davos und die Schweiz nicht weiter die vorzüglichen Rahmenbedingungen bieten wollen oder können. Eigentlich würde der Jahrmarkt der Eitelkeit, als der das WEF in den Medien präsentiert wird, auch besser dorthin passen. Viel von der schweizerischen Zurückhaltung, mit der Politik und Wirtschaft normalerweise bei uns auftreten, kann ich aus den Medien nicht erkennen. Aber wenn diese schweizerische Zurückhaltung in Davos noch vorhanden ist, dann hätte das WEF vielleicht auch einen Nutzen für die World, nicht nur für die Economics.