5G – Die Angst vor neuer Technik ist so alt wie die Menschheit
25. Februar 2021
5G – Die Angst vor neuer Technik ist so alt wie die Menschheit
Im Jahr 2007 stellte Apple das erste Iphone vor. Damals war ich 15 Jahre alt und stolzer Besitzer eines Ipods. Ich fragte mich, warum ich einen Ipod benötige mit dem ich telefonieren kann. Um Bus zu fahren, musste ich die Abfahrtszeiten im kleinen Fahrplan-Büchlein der ZVB nachschlagen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich in Zukunft den Fahrplan auf dem Ipod mit Telefonie-Funktion abrufen kann, hätte ich wohl gesagt: Für was? Ich habe doch das Fahrplan-Büchlein. Das Smartphone wurde nicht für die ZVB erfunden, doch erleichtert es uns heute den Alltag beim Busfahren und wir möchten nicht mehr darauf verzichten. Ähnlich sieht es beim neuen Mobilfunkstandard 5G aus. Heute wissen wir noch nicht, was uns 5G einmal erleichtern wird.
In Teilen der Bevölkerung stösst 5G auf Widerstand, weil der Bund bei der Lancierung von 5G verpasste, Vollzugshilfen und Messempfehlungen zu erarbeiten. Um Gemeinden und Kantone bei der Bewilligung zu unterstützen, hat das eidgenössische Institut für Metrologie am 18. Februar 2020 eine Messmethode für adaptive Antennen veröffentlicht, die vom Bundesamt für Umwelt am 30.06.2020 in einer Erläuterung zur Messmethode von adaptiven Antennen zusammengefasst wurde. Nun am 23. Februar 2021 wurde ein Nachtrag zur Vollzugsempfehlung für Mobilfunkstationen herausgegeben. Diese Vollzugshilfe schafft nun für die Bewilligungsbehörden Klarheit, wie die Strahlung von adaptiven Antennen berechnet wird.
Wir geniessen in der Schweiz einen hohen Schutz vor Strahlung. Der Grenzwert liegt um das zehnfache höher als in unseren Nachbarländern. Trotz der viel höheren Strahlenbelastung sind dort noch keine Vögel vom Himmel gefallen, weder ist die Krebsrate gestiegen. Bislang ist nur ein, für den Menschen, schädlicher Effekt von Mobilfunkstrahlung zweifelsfrei nachgewiesen worden. Bei hoher Intensität der Strahlung führt der thermische Effekt zur Erhitzung des Körpergewebes. Dieser Effekt tritt auf, wenn das Handy direkt am Körper gehalten wird. Daher ist das grösste Risiko der Strahlenbelastung nicht die Antenne, sondern das Handy am Körper selbst. Gesundheitsschäden durch Antennen konnten bei Einhaltung der Grenzwerte nach dem Stand der Wissenschaft und nach über 30 Jahren Forschung nicht belegt werden.
Ich bin mir sicher, die wenigsten kennen den SAR-Wert ihres Mobiltelefons. Das ist der Wert, der angibt, wie viel Strahlungsleistung vom menschlichen Körper aufgenommen wird. Ein Handy mit einem tiefen SAR-Wert zu nutzen, bringt daher mehr, als eine Wohnung möglichst weit weg von einer Antenne zu suchen. In der Nähe einer Antenne ist die Verbindungsqualität besser und der Strahlungswert somit tiefer.
Die Angst vor neuer Technik ist so alt wie die Menschheit. Der Engländer William Hedley baute 1813 die erste Dampflokomotive als Ersatz für Zugpferde und Pferdeknechte in seiner Kohlengrube. Sie gab das Signal der grossen industriellen Revolution. Skeptiker verteufelten die Eisenbahn. Der Qualm vergifte Fahrgäste und Vieh. Das rasende Tempo, sie fuhr lediglich 8 km/h, werde Gehirnschäden zur Folge haben und der Fahrtwind führe zu Lungenentzündungen.
Heute wissen wir noch nicht, welche Erleichterungen und Innovationen 5G bringen wird. Doch die Wissenschaft und die Forschung werden viele positive Anwendungen dafür finden. Ich hoffe, dass es im Kanton Zug und der restlichen Schweiz, mithilfe der angepassten Vollzugsempfehlung, mit 5G bald einen Schritt weiter geht.
(Kolumne Zuger Zeitung, 27. Februar 2021)